Tag 23 – Interpretationssache

Viele Dinge sind erstaunlich; hauptsächlich Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte. Wer mit gar nichts rechnet, ist vermutlich permanent erstaunt – oder überhaupt nicht. Möglicherweise ergibt sich Erstaunen erst dann, wenn man etwas erwartet, dann aber etwas anderes eintritt.

Wie dem auch sei, ich war heute erstaunt, und zwar davon, wie die eigene Laune – ganz im Sinne eines klassischen Romans – mit der Wetterlage einherging. Heute morgen war es trüb, der Himmel grau, der Niederschlag nieselig bis schaurig – und dementsprechend war meine Stimmung.

Es liegt mir fern, dahingehend einen kausalen Zusammenhang gemäß dem klassischen Fehlschluss post hoc ergo propter hoc attestieren zu wollen. Selbst als am späten Nachmittag die Sonne ihr Antlitz nicht nur andeutungsweise enthüllte, sondern sich geradezu wie eine Diva über dem Himmel Gijóns zur üppigen Schau stellte, und meine Laune in ungeahnte Sphären aufstieg, war mir der immer noch lose Zusammenhang bewusst.

Manchmal sorgen kleine Dinge für deutlich spürbare Konsequenzen. Manchmal fallen diese kleinen Dinge auch zeitlich mit allseits offensichtlichen Tatsachen – wie etwa dem Wetter – zusammen. Wichtig erscheint mir, die zeitliche Abfolge von Kausalität losgelöst zu betrachten. Nicht alles, was zeitlich aufeinander folgt, liegt auch ineinander begründet. Geschichte ist stets Interpretation.

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