Tag 1 – Vorgeschmack

Die erste Etappe ist geschafft. In erstaunlich kurzer Zeit habe ich den Weg von Oviedo nach Grado (manch gelbes Büchlein munkelt, es wären 25, 5 Kilometer) zurückgelegt, sodass ich 13:30, also eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnung der Herberge ebendort eintraf. Da in Spanien aber jegliche Zeitangaben als grobe Richtlinien zu interpretieren sind, hatte ich das Glück, trotzdem schon eingelassen zu werden. Als Begrüßung gab’s gleich noch ein kühles Zitronenwasser.

Bereits heute hat der Camino Primitivo gezeigt, dass er der Camino Primitivo ist. Die wenigen (aber meiner Ansicht nach durchaus intensiven) Anstiege haben geschafft, mich an meine körperlichen Grenzen zu bringen. Gut, ich hätte natürlich auch ein geringeres Tempo anschlagen oder mehr Pausen machen können, zugegeben. Aber sich einer Herausforderung nicht zu stellen, ist nicht so mein Ding.

Morgen aber, ja morgen, hach, dieses morgen … Es wird mir etwas bange, wenn ich mir die morgige Etappe vor Augen führe. Schon auf den ersten sechs Kilometern geht es mehr oder weniger konstant bergauf, wo ich mich dann zirka 300 Meter höher befinden werde als am Morgen. Und danach geht es sogar noch steiler wieder bergab. Zwischendrin steigt der Weg immer wieder etwas an, und auf den letzten acht Kilometern führt der Weg dann noch mal knapp 400 Meter nach oben. 29,7 Kilometer und insgesamt wohl über 1000 Meter Anstieg – ich würde nicht enttäuscht sein, falls mir meine Beine bereits nach 22 Kilometern sagen sollten: „Du kannst gern weitergehen, aber ohne uns. Die sieben Kilometer und 400 Meter nach oben kannst du gern kriechen.“

Jetzt gerade merke ich bereits in den Knochen, was hinter mir liegt. Daher dürft ihr gespannt sein, wohin mich morgen der Camino letztlich führt – ich bin es jedenfalls.

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